Wir alle wissen, dass die Insekten in großen Schwieirgkeiten stecken. Um 75% ist die Biomasse an geflügelten Insekten in den letzten 27 Jahren zurückgegangen. Das ist nicht gut.
Zwar sind nicht nur Bienen betroffen, aber Bienen haben die meisten von uns noch irgendwie gern, außerdem sind Bienen für den Menschen und dessen Überleben noch viel direkter notwendig als beispielsweise die Schwebfliege.
Lass uns darüber reden, was wir auch in kleinen Gärten tun können, um Bienen und ihren hautgeflügelten Kollegen (und Schmetterlingen und Käfern) zu helfen.
Was brauchen Bienen?
Bienen brauchen
- Nektar
- Pollen
- Honigtau
- Wasser
Konzentrieren wir uns erstmal auf Nektar und Pollen. Dass Bienen beides von Blüten bekommen, wissen wir alle seit Biene Maja. Nektar ist eine Flüssigkeit mit vielen verschiedenen Zuckersorten, die Pflanzen produzieren. Bienen und andere Insekten ernähren sich zu einem großen Teil davon. Auf ihrem Weg zum Nektar kommen Bienen mit Blütenpollen in Kontakt, die an ihnen festkleben. Auf der Suche nach mehr Nektar werden die Pollen so von der Biene zur nächsten Blüte getragen, wo die Pollen am Stempel hängebleiben. Es kommt zur Befruchtung, die Pflanzen entwickeln neue Samen, vielleicht sogar mit Früchten, was den Menschen freut.
Darüber hinaus sammeln die Bienen auch selbst gezielt die Pollen, um sie im Stock als extra nahrhaftes Futter an die Ammenbienen weiterzugeben.
Also, eine echte Win/Win Situation. Bienen bekommen Futter, die Pflanze kann sich fortpflanzen.
Daraus ergibt sich: Bienen brauchen Blüten mit Nektar und Pollen. Von beidem möglichst viel und möglichst gut zu erreichen.
Wenn du Bienen helfen willst, solltest das bei deiner Pflanzenauswahl berücksichtigen.
Aber woher weißt du, welche Blumen tolle Pollen und Nektar in Mengen haben?
Zwei Antworten sind darauf gerade in aller Munde:
Wildstauden und Wildblumenwiese
Der Mensch züchtet seit Jahrtausenden Pflanzen so, dass sie im besser gefallen oder nützen. Bei reinen Zierpflanzen, die nur schön sein sollen, heißt das: Spielereien mit Farben und Mustern, mit Höhen, und mit den Blüten. Zum Beispiel mit möglichst stark gefüllten Blüten.
Gefüllte Blüten haben so viele Blütenblätter, dass sie wie ein großer Puschel aussehen.
Bei gefüllten Blüten wurden durch Züchtung die Staubgefäße in Blütenblätter umgewandelt. Aber ohne Staubgefäße gibt es keine Pollen. Häufig sind auch die Nektarien, in denen der Nektar erzeugt wird, zurückgebildet. Gefüllte Blüten haben für Bienen praktisch keinen Wert.
Da Wildstauden keine gefüllten Blüten haben, sind sie für Bienen nützlicher. Aber: Nicht alle Zuchtformen sind so stark gefüllt, dass sie für Bienen unnütz werden.
Schauen wir uns zum Beispiel Rosen an. Seit mehr als zweitausend Jahren werden Rosen gezielt gezüchtet.
Die Rose in ihrer einfachsten Wildform ist die Heckenrose (Rosa canina)
Die kennen wir alle und wir alle kennen die gelben Staubfäden in der Mitte. Die sind das wichtige!
Wenn du überlegst, ob die Blüte Bienenfreundlich ist, schau nach, ob du was gelbes sehen kannst. Gelbe Blütenblätter zählen nicht ;P )
Dann gibt es auch Rosen wie „Heidi Klum“, eine lila-rosa, duftende Beetrose, die komplett gefüllt ist.
Für Bienen ist „Heidi Klum“ völlig uninteressant.
Aber es gibt auch halbgefüllte Kulturrosen wie ‚Himmelskleid’ und hunderte andere.
„Himmelskleid“ und ihre halbgefüllten Verwandten helfen Bienen ebenfalls.
Der zweite Punkt ist der Nektar.
Nektar hat für Blumen nur dann einen evolutionären Vorteil, wenn er Tiere anlockt, die Pollen verteilen. Für Bienen ist Nektar nur dann interessant, wenn sie ihn auch erreichen können.
Taubnesseln (Lamium) kennen wir alle.
Hoffe ich zumindest, denn wer noch nie eine Taubnessel ausgesaugt hat, in dessen Leben fehlt etwas. Der süße Geschmack kommt vom Nektar. Im Sinne des Bienenschutzes sollten wir deshalb nicht alle Nesseln aussaugen, die wir sehen.
Zuchtformen mit ihrer Liebe für übertriebene Formen (mehr Blätter, größere Blätter, größere Blüten, länger, schmaler …) können auch dazu führen, dass der Weg zum Nektar für Bienen zu eng, oder Nektar gar nicht mehr gebildet, wird.
Besser als sich „Wildstauden gut, Zuchtstauden schlecht“ zu merken ist daher:
„Pollen vorhanden: Gut, Pollen fehlt: Schlecht.“ Und „Bienen kann alle Punkte der Blüte erreichen: Gut, Bienen würde steckenbleiben: Schlecht.“
Eine Wildblumenwiese ist eine wunderbare Sache.
Wenn man den Platz dafür hat und wirklich eine Wiese im Garten will. Sie ist ein bisschen pflegeleichter als eine Rasenfläche und bietet viele unterschiedliche Blüten, die für Bienen und andere Insekten interessant sind. Ich habe schon einmal erklärt, warum ich Wiesen oder Rasenflächen in kleinen Gärten nur sehr selten für eine gute Idee halte. Übrigens sind auch Gänseblümchen (Bellis perennis) und Löwenzahn (Leontodon) für Bienen ein Festmahl. Also, wenn du einen Rasen unbedingt willst, aber vor einer Wildblumenwiese zurückschreckst, lass das Gras ein bisschen höher stehen.
Blütezeiten
Jetzt haben wir über die Blütenformen gesprochen und dass man für den Bienenschutz nicht gezwungen ist, auf sämtliche modernen Züchtungen zu verzichten. Mindestens genauso wichtig wie die Art der Blüte ist der Blütezeitpunkt. Wir haben Anfang Juni und im Moment blüht alles. Also, überall. Oder? Mai und Anfang Juni sind die Monate, in denen Bienen und andere Insekten mit Abstand die wenigstens Probleme haben, Nahrung zu finden.
Aber die ersten Hummeln fliegen bei 2°C. Das heißt Februar oder März. Bienen und andere Insekten sind noch bis in den Oktober unterwegs. Bienenschutz heißt deshalb auch unbedingt für dauerhafte Blüte zu sorgen.
Denk an Winterheide (Ercia Carnea) Schneeglöckchen (Galanthus), Krokusse (Crocus) und andere Zwiebelpflanzen für das Frühjahr, denk an Astern (Aster), Besenheide (Calluna vulgaris) und Fetthenne (Sedum telephium) für den Herbst und alles dazwischen. Ganz konkrete bienenfreundliche Pflanzlisten findest du auf dem Pinterestboard für diesen Artikel.
Schneide im Winterhalbjahr nicht alle toten Blütenstände zurück. Selbst in Sachen Pollen und Nektar uninteressante Blüten und Gräser können im Winter wertvolle Überwinterungsmöglichkeiten für Wildbienen und andere Insekten bieten.
Im Mai ist es leicht, nett zu Bienen zu sein. Sei auch nett, wenn es sonst niemand ist.
Küchenkräuter sind übrigens auch bei Bienen sehr beliebt. Pflanz ein bisschen mehr und erlaube Schnittlauch (Allium schoenoprasum), Thymian (Thymus) und Dill (Antheum graveolens) zumindest teilweise, zu blühen und sich zu versamen. Dann hast du im nächsten Jahr auch ganz von allein wieder eine frische Ernte.
Ein weiterer Trick, der so einfach ist, dass ich mich ärgere, nicht selbst drauf gekommen zu sein
Schau beim Händler nach, welche Pflanzen von Bienen und anderen Insekten angeflogen werden. Wenn sie dir und den Bienen gefallen, nimm ein paar mehr mit.
Was kannst du sonst noch tun, um Insekten zu helfen?
Oben habe ich aufgezählt, was Bienen brauchen, und ein Punkt ist da noch offen: Wasser. Viel brauchen Bienen nicht, die meiste Flüssigkeit bekommen sie über den Nektar, aber gerade wenn es im Sommer heiß ist, wird ein kleines Extra sehr gern gesehen.
Eine Bienentränke lässt sich überall leicht integrieren.
Der beste Standort ist in der Nähe der Blüten, die für Bienen am interessantesten ist. Das Wasser muss für die Insekten leicht und ohne Gefahr zu erreichen sein (Wir wollen keinen „Bienen im Limo-Glas“-Effekt).
Deshalb ist eine flache Schale am besten; mit einem sanft abfallenden Rand, über den die Bienen das Wasser erreichen können. Ein paar Kiesel in einer flache Schale sind eine gute Lösung. Wenn du die Schale unter den Stauden ins Beet stellst, kannst du sie beim Gießen gleich mit auffüllen.
(Das hat nun überhaupt nichts mit deinem Garten zu tun, aber falls du deine Honiggläser in den Glasmüll schmeißt, spüle die Gläser vorher aus, um die Verbreitung der Amerikanischen Faulbrut zu verhindern. )
Und zum Schluss noch ein weiterer Punkt:
Insekten brauchen Unterkünfte
Das Insektenhotel ist inzwischen ein Standard-Accessoire in deutschen Gärten. Wenn du eines bauen oder kaufen willst, recherchiere vorher ein bisschen, denn vieles, was im Handel angeboten wird, schwankt leider zwischen sinnlos und schädlich.
Aber auch ohne spezielles Hotel kannst du für Lebensraum sorgen. Weiter oben habe ich erwähnt, wie sinnvoll es ist, Blüten- oder Fruchtstände im Herbst nicht zurückzuschneiden. Du kannst auch Äste und Zweige (Totholz) in deinen Beeten verteilen, die angebohrt werden, um Nist- oder Bruthöhlen anzulegen. Schotterstellen bieten Insekten ebenfalls Unterschlupf.
Das ist eine wirklich gute Nachricht:
Ein Garten, der ein ganz klein bisschen unordentlich ist, in dem Schneckenhäuser, Steinchen, Holzstückchen herumliegen, macht Insekten sehr glücklich.
Das war ein langer Artikel. Deswegen hier nochmal eine
Zusammenfassung der wichtigsten Punkte:
- Achte bei der Pflanzenauswahl darauf, dass Pollen und Nektar vorhanden sind. Es müssen nicht zwingend Wildstauden sein. Wenn du in den Blüten etwas Gelbes findest, bist du auf einem guten Weg.
- Achte darauf, dass vom frühen Frühjahr bis in den Herbst hinein immer etwas Nahrhaftes blüht.
- Wem eine Wildblumenwiese zu wild ist, kann einfach seinen Rasen seltener mähen, so dass sich auch hier mehr Blüten entwickeln können.
- Blühende Küchenkräuter freuen Bienen und Insekten
- Wasser mit einem flachen Zugang macht Insekten bei heißem Wetter glücklich.
- Anstatt Bienenhotels im nächsten Supermarkt zu kaufen, mach dich vorher schlau und / oder verzichte darauf, deinen Garten peinlich ordentlich zu halten. Steinchen, Äste, Erdklümpchen helfen Insekten genauso gut.
Auf Pinterest habe ich eine Pinwand mit Beispielen für bienenfreundliche Pflanzen und eine andere mit gefüllten Blüten angelegt. Viel Spaß beim Stöbern!
Falls dir dieser Artikel gefallen hat, hast du vielleicht Lust, mir einen schwarzen Tee auszugeben:
Wenn du anderer Meinung bist oder noch Fragen hast, schreibe einfach in die Kommentare. Wenn dir der Artikel gefallen hat, abonniere doch einfach den Blog.
Noch kein Kommentar, Füge deine Stimme unten hinzu!