Dein neuer Garten – der allererste Schritt

Foto eines kleinen, leuchtend gelben amerikanischen Häuschens. Frontal von vorne, mit Bäumchen und ein paat Töpfen und Balkonkästen

Was ist der erste Schritt für deinen Garten? Das wichtigste hast du schon richtig gemacht. Obwohl dir klar ist, dass du einen Garten besitzen wirst und du dich auf diesen Garten freust, bist du nicht als erstes ins Gartencenter gepilgert. Du hast beschlossen, erst mal zu recherchieren.

Perfekt. Dein Garten wird dich im besten Fall für den Rest deines Lebens begleiten. Darum macht es Sinn, mit Überlegung an die Sache heranzugehen.

Es gibt eine Frage, die ich meinen Kunden als erstes stelle, bevor wir über Gartenmöbel, Insektenfreundliche Pflanzen, Pflanzpläne oder die schönste aller Zierkirschen sprechen:

Was willst du?

„Aber wie soll ich wissen“, fragst du „was ich will, wenn ich noch gar nicht gekuckt habe, was es alles gibt? Außerdem weiß ich schon, was ich will, oder?“

Jein.

Wenn ich meinen Kunden diese Frage stelle (Was willst du?), vibrieren die Antworten vor Begeisterung und klingen fast immer so: „Oh, wir wollen einen Apfelbaum und eine Kirsche. Ein Holzdeck aus Lärche. Eine Kräuterspirale und ein paar blühende Sachen für die Bienen. Und diese Sitzgruppe – kuck mal!“ *zückt smartphone*

Und die Sitzgruppe ist echt schick und niemand kann etwas gegen Apfelbäume und Kirschen haben, und natürlich stehe ich drauf, wenn die Menschen ein Herz für Insekten haben, aber … aber das ist nicht die Antwort auf die Frage, die ich gestellt habe.

Weshalb ich dann manchmal ein wenig seufze, und meine Freunde mich komisch und ein wenig beleidigt ankucken.

Also vielleicht ist der erste Schritt noch nicht einmal: „Was willst du?“ Sondern

Nimm dir Zeit

Zeit ist eines der zentralen Themen jedes Gartens. Schon in der Planungsphase ist nichts so nützlich wie Zeit. Du musst nicht in zehn Minuten den Entwurf fertig haben. Noch nicht mal in zwei Wochen. Es geht nicht um das Outfit für die Party heute Abend. Nicht mal um dein Wohnzimmer, das IKEA dir gern zweimal im Jahr neu ausstatten möchte. Es ist dein Garten. Nichts wird dir auf lange Sicht so sehr helfen, wie wenn du jetzt deine kribbelige Begeisterung zähmst und ein wenig ernsthafte Introspektion betreibst.

Was willst du wirklich?

Schließe den Pinterest Tab (auch meinen ), klapp die letzte ‚Mein schöner Garten’ zu und stelle deine Eltern auf lautlos, wenn sie dir erzählen, wieviel Arbeit ein Gemüsebeet macht.

Dein Garten

Ein aufgeklapptes Notizbuch auf einem Holztisch. Die Seite sind leet. Ein Stift und eine Topfpflanze sind teilweise sichtbar
Wir alle lieben eine gute Liste, nicht wahr?

Was willst du dort machen?

Siehst du dich 

  • lesend in der Sonne oder dem Schatten?
  • Vögel, Kröten und Schmetterlinge beobachten?
  • deine Kinder mit dem Wasserschlauch jagen?
  • Erdbeeren ernten?
  • grillen mit Freunden?
  • auf der coolsten Cocktailparty des Planeten?
  • … ?

Das sind nur ein paar Beispiele. Mach deine eigene Liste. Es ist völlig egal, wie lang sie wird. Oder wie absurd. Je länger, je besser. Mach dir keine Gedanken darüber, dass das alles ja sowieso unmöglich ist, weil dein Garten viel zu klein ist! Ganz im Gegenteil.

Je kleiner dein Garten ist, desto wichtiger ist es, geplant ans Werk zu gehen.

Halte deine Liste so abstrakt wie möglich. Um bei den Beispielen von oben zu bleiben: Geh noch nicht nach Weber Grills suchen, weil dir klar geworden ist, dass du grillen willst.

Stattdessen kuck dir deine Liste noch einmal an, nachdem sie seit ein paar Tagen nicht mehr gewachsen ist. (Wir nehmen uns Zeit, nicht wahr?) Versuche, die Punkte zu abstrahieren.

Überleg dir, warum du „grillen“ (Erdbeeren, Schmetterlinge, Cocktails) willst

Was willst du?

  • Rückzug?
  • Naturschutz?
  • Repräsentation?
  • einen Raum zum unbeobachteten Selbstausdruck?

Es kann schwierig sein, das zu formulieren, weil wir nicht daran gewöhnt sind, in diesen Bahnen zu denken.

Gerade das Internet ist dafür prädestiniert, ein konkretes Bedürfnis zu wecken und sofort die Möglichkeit zur Bedürfnis-Erfüllung zu präsentieren. Befriedigung für Einzelbedürfnisse ist überall einfach zu bekommen und so verführerisch. Dann hast du den Grill, die Hüpfburg, die Kräuterspirale und den Pärchenliegestuhl im Garten stehen und seltsamerweise trotzdem keinen Garten, in dem du dich wohlfühlst.

Zu passgenauen Lösungen für dich kommst du, wenn du deine Bedürfnisse erstmal aus allen Richtungen – und alle zusammen – betrachtest. Dieser Überblick bildet das Fundament einer guten Gartenplanung. Wenn du jetzt die Anstrengung investierst, wirst du später ein Ergebnis bekommen, dass dich dauerhaft glücklich macht.

Also, versuche herauszufinden, welche Atmosphäre und welche Gefühle du in deinem Garten haben willst, womit du dich dort beschäftigen willst.

Ohne jede Wertung. Wenn du vor allem einen Garten haben willst, der deine Arbeitskollegen beeindruckt und wenig Arbeit macht – dann ist das so. Sorg dafür, dass sie grün anlaufen vor Neid!

Eine Frau lehnt an einem Türrahmen und schaut aus den Augenwinkeln knapp an der Kamera vorbei. Sie wirkt sehr neidisch

Wenn du einfach nur einen Platz haben willst, wo du in der Sonne sitzen und die Vögel hören kannst, ohne dass du irgendjemand anderen auch nur sehen musst, völlig legitim.

BILD

Meistens haben wir ja aber mehr als ein Bedürfnis. Oder wir haben vielleicht nur eins, aber die anderen Teile unserer Lebensgemeinschaft hat auch welche. (Skandal!) Sammel sie alle. Schreib sie auf. Keine Bilder. Nur Worte. Abstrakt.

Es gibt diese Vorstellung, dass der Garten ändern wird, wer du bist, oder wie du dein Leben führst.

Das stimmt nicht.

Bloß, weil du jetzt den perfekten Platz für Outdoor Yoga hast, wirst du nicht jeden Tag in deinem kleinen Garten Yoga machen – wenn du nicht ohnehin schon regelmäßig Yoga machst. Die Kräuterspirale wird dich nicht dazu verleiten, gesünder zu kochen.

Eine blonde Frau sitzt in Meditationspose auf einer Yogamatte auf einem Pflasterbelag vor einem Beet mit Felsen, Bodendeckern und Palmen. Sie hat ein blondes Kleinkind auf dem Schoß und lächelt beseelt mit geschlossenen Augen
Nach meiner Erfahrung funtkioniert Yoga mit Kleinkind etwa fünf Minuten.

Verlange von deinem Garten nicht, dein Wesen zu ändern.

Wenn du weißt, was dich dauerhaft glücklich macht und was dir Stress macht, dann weißt du, was dein Garten braucht.

Dein kleiner Garten ist dann perfekt, wenn er zu dir passt, so, wie du bist.

Dein kleiner Garten wird dich über Jahre begleiten. Richte ihn so ein, dass er mit dir zusammen wachsen kann. Richte ihn so ein, dass er dich nicht zu Dingen zwingen kann, die dir auf die Nerven gehen:

Wie gern

  • jätest du Unkraut?
  • mähst du Rasen
  • schneidest du Hecken
  • siehst du deine Nachbarn

Es gibt Lösungen für jede Antwort auf jede dieser Fragen. Jede mögliche Antwort, und unzählige andere wie diese, ist deshalb richtig. Solange du ehrlich mit dir bist.

Also gut, das war jetzt alles sehr … abstrakt.

Ein Beispiel

Die Kunden sagen: „Wir haben diese Sitzgruppe im Auge und diesen Grill und dahinten in die Ecke kann die Kräuterspirale, aber wir brauchen noch Schatten. Was kann man machen?“

Wir reden ein wenig und ich erfahre:

  • Das Kundenehepaar lädt gern Freunde ein, meistens so um die acht bis zehn Leute, die dann zusammen kochen, im Sommer grillen, und bis tief in die Nacht zusammensitzen und quatschen
  • Die Nachbarn gehen ihnen eher auf die Nerven (vermutlich beruht das auf Gegenseitigkeit). In den nächsten Jahren ist Nachwuchs geplant, aber noch ist nichts konkret.
  • Mit Gartenarbeit haben beide noch keine Erfahrung, aber Lust, was auszuprobieren.

Was wollen die beiden also?

  • Ein gemütlicher Platz für sich selbst und ihre Freunde (möglichst beschattet / mit Beleuchtung am Abend)
  • Geschützt vor den Nachbarn (und die Nachbarn geschützt vor ihnen)
  • mit der Möglichkeit, sich im Gärtnern (für Küche und Auge) auszuprobieren
  • flexibel genug für spätere Veränderungen in der Familie.

Was willst du?

Eine ehrliche, unvoreingenommene Antwort auf diese Frage ist die wichtigste Grundlage für die Gestaltung eines kleinen Gartens.

Wenn du wissen willst, wie du deine Antwort auf diese Frage für deinen Traumgarten verwenden kannst, abonniere am besten den Blog und schau dich schon mal ein wenig um.

(Und ein Mögliches Konzept für das Beispielpaar von eben findest du hier)

Falls du Lust hast, weiterzulesen, ist Analyse ein guter nächster Artikel

Vielleicht möchtest du mir auch einen KOFI ausgeben?

 

Falls du keine neuen Artikel verpassen möchtest, abonniere den Blog

Und falls das alles sehr interessant war, du aber noch mehr Fragen hast, oder gern mehr Hilfe hättest, schau bei meinen Angeboten vorbei

Wege im Garten

Ein mit Platten beöegten Gartenweg zwischen Rasenflächen und grünen Beeten , Bäume an den Seiten

Im letzten Konzept hat der Gartenweg die Hauptrolle gespielt. Hier soll es nun ein paar weiterführende Erklärungen geben, wie und wo Wege am sinnvollsten verlaufen, wo und warum Trampelpfade entstehen und wie man aus diesem Wissen sinnvolle Konzepte entwickelt. 

Über die verschiedenen Beläge, Breiten, Haltbarkeiten und Bauweisen werden wir an anderer Stelle sprechen. Heute fangen wir ganz am Anfang an.

Lies weiter

Spaziergang im Reihenhausgarten

Dieser Garten ist nur achtundvierzig Quadratmeter groß. Aber geschickt umgesetzt vermittelt er das Gefühl eines viel größeren Raums und verlockt zu einem Spaziergang. Er ist ein bisschen wild und bisschen verwunschen. Das alles geht auch in einem Reihenhausgarten. Im Lageplan dieses Gartens erkennst du sofort, wie ähnlich er dem Garten vom letzten Monat ist. Gibt es überhaupt einen Unterschied?

Lies weiter

Der Wohnzimmer-Garten

Ich probiere etwas Neues. Wir starten die Reihe „12 Gärten“.

In verschiedenen Artikeln stelle ich dir jeweils ein grobes Konzept / eine mögliche Raumaufteilung für einen Garten vor. Der Clou dabei: Das Grundstück ist immer gleich. Wir spielen „Was geht alles?“ in einem Reihenhausgarten. Mit Südausrichtung, sechs Meter Breite,  acht Meter Tiefe, also achtundvierzig Quadratmeter insgesamt, ist es ein kleiner Garten wie wir ihn alle kennen. 

Lies weiter